Der physikalische Aspekt der Intersektionalität – eine Replik
Intersektionalität meint, dass unterschiedliche Formen der Unterdrückung, Ausbeutung und der Diskriminierung von Menschen und menschlichen Gruppen, wie Ungleichheit von Klassen, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus usw. in einem Zusammenhang zu sehen seien, und dass auch die Praxis von deren Überwindung alle diese Formen mit einbeziehen müsse. In einem Aufsatz schreibt Philip Dingeldey (2023) in der vergangenen Ausgabe der vorgänge (Nr. 244) über die Frage, ob und wie eine Intersektionalität zwischen den Themen der sozialen Gerechtigkeit, Ungleichheit, materiell sichtbarer Unterdrückung einerseits und den Fragen der Diskriminierung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen wie Homosexueller, behinderter Menschen, Frauen, Nichteuropäer*innen und anderer andererseits möglich und aufzeigbar seien. Diese Frage öffnet sich, da seit Ende der 1990er Jahre in der europäischen Politik, insbesondere bei SPD und den Grünen, zwar einerseits der Gerechtigkeitsbegriff (mit Axel Honneth) erweitert wurde, indem er nicht nur die ökonomische und politische soziale Gleichheit, sondern auch das Streben nach gleicher Anerkennung unterschiedlicher Herkünfte, sexueller Orientierungen, gendergerechte Sprache usw. enthalten solle, klammheimlich aber andererseits in der Praxis unter dem Vorwand der sehr begrüßenswerten neuen Themen das alte Anliegen sozialer Gerechtigkeit, der Bemühung um Überwindung sozialer Ungleichheit, also die großen Themen der Arbeiterkämpfe, Gewerkschaften usw., unter den Tisch gekehrt worden sind (Jörke/Schwuchow 2023).
Nach meiner Ansicht hängt diese tatsächliche Entwicklung unter anderem damit zusammen, dass die angedeuteten neuen Themen (Gendern, homosexuelle Ehen, Gleichheit der Geschlechter, soziale Gleichheit behinderter Menschen und vieles mehr) mit dem Begriff der Identitätspolitik verkürzt worden sind, anstatt sie als Aspekte der Alterität zu begreifen. Mit dem Konzept der Identität neigt man dazu, die unterschiedlichen gesellschaftlich ausgegrenzten, benachteiligten (oder auch unterdrückten) Gruppen als isolierte Einheiten zu sehen und deren Anliegen zu privatisieren. Ich sehe das Problem des Begriffes der Identität darin, dass Gruppen und Subjekte damit gleichsam selbstbezüglich, das heißt nur von sich selber her, definiert werden und nicht dialektisch in sozialer Wechselseitigkeit. Und dann liegt es nicht mehr fern, auch die alten großen Themen der sozialen Gerechtigkeit, des Sozialismus, der Kritik am Privateigentum der Produktionsmittel usw. identitätspolitisch zu verkürzen, zu privatisieren – und zu vergessen. Wir – die unterschiedlichen sozialen Gruppen – müssen uns aber alle im Sinne der Alterität und reziproken Dialogen erkennen und anerkennen, als Teile eines „großen Dialogs“ (Bachtin [1979] 2010: 409) und im Sinne von „Übersetzungskulturen“ (de Sousa Santos 2013i). Dann könnten aus meiner Sicht alle „neuen“ Themen viel besser in der Praxis als Anteile der großen Anliegen der sozialen Gerechtigkeit als Ganzes aufgefasst werden, die alle Menschen angehen.
Um sich einem solchen Verständnis zu nähern, ist es sehr wichtig, von Autor*innen des globalen Südens zu lernen, wie zum Beispiel Enrique Dussel, Aníbal Quijano, Boaventura de Sousa Santos oder Breny Mendoza. Dussel kritisierte den Begriff der Inklusion und meinte, statt einer Inklusion in dasselbe müssten die bisher ausgegrenzten Menschen und Gruppen gemeinsam mit der übrigen Gesellschaft das soziale Ganze transformierenii. De Sousa Santos spricht in Kritik am universalistisch gedachten Prinzip Weltethos von Hans Küng davon, dass es nicht geboten sei, ein universales Prinzip der Ethik oder der Menschenrechte zu formulieren, sondern dass ein Zusammenhang der vielen unterschiedlichen Kulturen und menschlichen Gruppen durch eine Übersetzungskultur – übersetzen im weiteren Sinne des Wortes verstanden, als einander zuhören und ansprechen verschiedener Teile der Gesellschaft – durch Prozesse gegenseitigen Übersetzens der je anderen Erfahrungen, Denkweisen und Praktiken, entstehen könne. Auch das ist eine Denkweise, die nicht von der Identität, sondern der Alterität ausgeht.
Auch Dingeldey (2023: 58f.) verweist implizit im oben erwähnten Aufsatz auf Alterität und Übersetzungskulturen, nämlich bezüglich intersektionaler Koalitionen auf „geteilte Positionen in einem Machtverhältnis – bei gleichzeitiger gegenseitiger Anerkennung von Differenz“ und auf das „Solidaritätsprinzip“.
Im Folgenden geht es mir um einen neuen, die Kausalität der Verhältnisse berücksichtigenden Zugang zur Frage der Intersektionalität, hier besonders zwischen den Themen der sozialen Gerechtigkeit und der Ungleichheit (wie kapitalistische Ökonomie, Besitzende versus Besitzlose, Nord-Süd-Gefälle, aber auch die Ausbeutung der Bio-, Geo- und Atmosphäre) einerseits und den neueren Themen der Gendergerechtigkeit, der Überwindung von Rassismus, Behindertenfeindlichkeit usw. Oder anders formuliert, zur Frage Anerkennung oder Umverteilung? (Fraser/Honneth 2003) oder eben der Intersektionalität zwischen beiden.
Es geht mir um eine bisher in der Diskussion fehlende Dimension der Ursachen, um – hier einen in anderem Zusammenhang von Wolfgang Jantzen verwendeten Vergleich heranziehend – nicht nur wie die altorientalischen Astronomen mit Genauigkeit die Planetenbahnen aufzuzeichnen, sondern wie Kopernikus, Kepler und Newton eine erklärende Theorie zu erarbeiten. Und dazu bedarf es naturwissenschaftlicher Zugänge wie der Einbeziehung von Themen der Physik, etwa der Energie und der Thermodynamik, wie auch der Biologie und der Selbstorganisationstheorien der Materie. Marx und Engels verknüpften ihre sozialwissenschaftlichen Untersuchungen mit naturwissenschaftlichen Studien. So geht Marx’ Verwendung des Konzepts der Arbeitskraft auf die damalige physikalische Theoriebildung zum Begriff der Kraft zurück (Jantzen 2013), und Engels thematisiert in der Dialektik der Natur unter anderem Themen der Biologie und der Chemie. In der Gegenwart fehlt meist ein solcher oder vergleichbarer naturwissenschaftlicher Zugang. Für Adorno und Horkheimer war in der Dialektik der Aufklärung das Verhältnis zwischen Mensch und Natur in einem subjekthaften Sinne zentral, was auch Dingeldey (2023: 56) hervorhebt, aber sie erarbeiteten keinen naturwissenschaftlichen Zugang.
Die „Zellenform“ der Gesellschaft – so behaupte ich in der Aufhebung des Kapitals unter Bezug auf die Denkweisen von Marx, Vygotskij und Jantzen (Stosiek 2022: 20) – ist die Tätigkeit oder Arbeit als widerspruchsvolle Einheit aus Produktion (von Dingen) und Reproduktion (des Lebens). Dabei sind die energetischen Übergänge wichtig. Alle organischen Systeme, also Organismen, Ökosysteme, soziale Zusammenhänge, existieren in einem energetischen Fließgleichgewicht (vgl. Prigogine 1998)iii innerhalb einer Situation des thermodynamischen Ungleichgewichts, so dass sie innerhalb eines längeren Zeitraums die Zunahme der Entropie innerhalb ihrer selbst verhindern, das heißt hohe Komplexität bewahren oder vergrößern. Die Energie im Fließgleichgewicht ist eine Verschränkung aus potentieller und kinetischer Energie. Denn die organischen Systeme brauchen potentielle Energie, sprich Energie im Zustand des thermodynamischen Ungleichgewichts, um – in sich bewegender, kinetischer Energie – existieren zu können. Sie schaffen aber auch Strukturen potentieller Energie, nämlich ihren eigenen Körper und Aspekte ihrer Umgebung. Der Lebensprozess eines Organismus ist zugleich Arbeit im umfassenden Sinne dieses Begriffes, das heißt der Organismus produziert und reproduziert sich selber unaufhörlich. Sobald soziale Prozesse beginnen, vergegenständlicht der Organismus einen Teil oder Aspekt seiner eigenen Lebensprozesse (der kinetischen Energie); sie werden zu potentieller Energie für den Anderen. Der Andere, der sie nutzt, negiert ihn, indem er ihn als Nahrung verwendet oder seine Tätigkeiten für sich gebraucht (das ist der Aspekt der Produktion und des Gebrauchswerts), wobei die potentielle Energie für diesen zu kinetischer Energie wird. Wenn ein solcher Prozess aber wechselseitig stattfindet wie bei der Symbiose im biotischen Leben oder beim basalen Kommunismus unter Menschen (jeder Mensch nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnisseniv), dann wird die Vergegenständlichung (Produktion) aufgehoben, es kommt zur Negation der Negation, zur Reproduktion und Bejahung des Lebens in neuer, sozialer oder gemeinschaftlicher Dimension.
Diese Prozesse geschehen in Natur und Gesellschaft, sie reichen von der rudimentärsten Biosphäre bis hin zu jeglicher menschlichen Kultur. Menschliche Kultur, Noosphäre, ihrerseits ist immer ein Zusammenhang aus menschlicher Welt und umgebender Natur, sprich Geo- Bio- und Atmosphäre (und weitere wie Heliosphäre). Trotz der Unterscheidungen zwischen politisch, ökonomisch und kulturell sind soziale Prozesse immer politisch, ökonomisch und kulturell zugleich. Menschen können im Zusammenleben untereinander und im Zusammenleben mit der Natur (Erde, Biosphäre usw.), wie angedeutet, die Vergegenständlichung des Nutzens, der Verwendung als Gebrauchswert, in einer reziproken, sozialen, sinnhaften Beziehung aufheben. Aber sie können auch die Aufhebung verweigern, die Vergegenständlichung zur Verdinglichung verewigen, sobald einige Subjekte einer Gesellschaft anstreben, dingliche Reichtümer anzuhäufen. Eben das passiert in der kapitalistischen Gesellschaft oder besser gesagt: in unserer Gesellschaft, insofern sie kapitalistisch ist. Sie ist der Tendenz zufolge aber nicht immer kapitalistisch (es gibt auch Momente der Demokratie, der gegenseitigen Hilfe, der Solidarisierung und vieles mehr). Insofern sie kapitalistisch funktionieren, können grundsätzlich alle Lebensbereiche verdinglicht und zu Kapital gemacht werden: die Biosphäre, die Erde, die Gewässer, die Wälder, Pflanzen und Tiere, menschliche Gemeinschaften, Kultur, Musik, Malerei, Kunst, Religion, außerdem Dialoge, welche zu Prozessen der Anrufung (Althusser [1970] 2010), zu Herrschaftsformen werden, und die Diversität, die im Neoliberalismus gern vereinnahmt wird (Dingeldey 2023: 48f.). Denn alle sind Lebensvollzüge im energetischen Fließgleichgewicht, und sie können auf den Aspekt der Produktion (von Dingen), das heißt auf dinglich betrachtete potentielle Energie reduziert werden. Und dieser Prozess erscheint in der menschlichen Gesellschaft als Herrschaft und als Kapitalbildung. In energetischen Begriffen sind Herrschaft und Kapitalbildung (einschließlich des symbolischen, kulturellen, politischen, sozialen, religiösen Kapitals, von denen Pierre Bourdieu (1992: 49) sprichtv, denn bei Kapital handelt es sich um privatisierte soziale Energien) exakt dasselbe. Es gibt keine Anerkennung ohne Umverteilung (nicht nur der Dinge, sondern auch der Macht), weil eben in der Umverteilung die reziproke Beziehung besteht, welche die Vergegenständlichung in Bejahung des Lebens in sozialer Dimension transformiert.
Es ist meine These, dass jede Diskriminierung energetisch betrachtet auf der Verweigerung der Aufhebung der Vergegenständlichung beruht, das heißt die Vergegenständlichung des*der Anderen verewigt. Bei der Ausbeutung der Arbeitskraft lässt sich das relativ einfach veranschaulichen: Anstatt einer reziproken Arbeitsteilung, bei der die Menschen das gegenseitige Nutzen der jeweiligen Arbeit der Anderen (Vergegenständlichung) durch die Beidseitigkeit in eine gute soziale oder gemeinschaftliche Beziehung umwandeln, nutzt ein Teil der Menschen die Arbeit der anderen Menschen und ebenso der Natur und gibt ihnen nur so viel zurück, damit sie knapp überleben und als „Ware Arbeitskraft“ (Ak) weiterhin zur Verfügung stehen (humane Ware Ak wie die Arbeiter*innen und Ware Ak der Natur, wie das zugerichtete Land für Monokulturen). Die ökonomische Beziehung ist immer zugleich eine soziale Beziehung, die im ersten Fall in Respekt und sozialem Sinn, im zweiten Fall in totaler Abwertung besteht.
Wenn man Menschen überflüssig macht, ohne direkt deren Arbeit auszubeuten, sind diese Zusammenhänge etwas komplizierter, aber im Prinzip dieselben, etwa was behinderte Menschen oder die Leute in Slums und Favelas betrifft. Das kapitalistische System beutet nicht nur die Menschen aus, sondern den gesamten Mensch-Natur-Zusammenhang; darauf beruht der europäische Kolonialismus, mit dem zusammen sich die kapitalistische Ökonomie entwickelt hat (vgl. Stosiek 2022). Die Arbeit der Natur und die Arbeit der Menschen werden gleichermaßen ausgebeutet; und mit steigender Produktivität werden tendenziell immer weniger Menschen gebraucht, um über die Arbeit der Natur zu verfügen. Deshalb produziert die kapitalistische Gesellschaft „Überflüssige“. Auch diese werden nach bloßem Nutzen-Kalkül betrachtet, in diesem Falle als „nutzlos“, während die ausgebeuteten Menschen „nützlich“ sindvi; aber in beiden Fällen verewigt die kapitalistische soziale Beziehung deren Vergegenständlichung, anstatt sie in reziprokem sozialem Sinn aufzuheben. Wer einen Menschen ausbeutet, „isst“ ihn auf; wer ihn überflüssig macht, „isst“ sein Essen auf.
Was die Abwertung der Frauen gegenüber den Männern, sowie auch aller queerer gegenüber den heteronormalen Menschen und Gruppen anbelangt, sind die Arbeiten von Silvia Federici ([2004] 2021) bezüglich des europäischen Kontinents und diejenigen zur Kolonialität des Geschlechts von Autorinnen wie María Lugones (2014) und Breny Mendoza (2018), die in Bezug auf Lateinamerika schreiben, bedeutsam. Aus beiden Denkströmungen wird deutlich, dass vor allem seit dem 16. Jahrhundert, seit der Kolonisierung eines großen Teiles der Erde durch Europa und dem beginnenden Kapitalismus, die dem Rassismus analoge Trennung der Geschlechter eine ökonomische Bewandtnis hat. Innerhalb des internationalen kolonialen und kapitalistischen Arbeitsregimes (Quijano 2016) schrieb man den Frauen unter anderem die ökonomische Aufgabe zu, die kapitalistische humane „Ware Arbeitskraft“ (die ihrerseits Dinge produzierend erarbeiten soll) zu produzieren, das hieß damals, möglichst viele Kinder zu bekommen, und kann heute, da quantitativ weniger Menschen für die Arbeit gebraucht werden, darauf hinauslaufen, sie auch in geringerer Anzahl zu nützlichen und dezenten (nicht queeren) Arbeiter*innen zu erziehen. Menschliche Reproduktion des Lebens wird also der Produktion von Dingen untergeordnet, einverleibt, subsumiert. Wer in diesem System mitmacht, wird ausgebeutet und ist „nützlich“; wer davon abweicht (wie queere Menschen, welche die – im weiteren Sinne des Wortes verstandene – Reproduktion des Lebens nicht der Produktion unterordnen), wird aus der Sicht des kapitalistischen und patriarchalen Systems „überflüssig“ und „unnütz“ und fällt in extremen kapitalistischen und in faschistischen Gesellschaften immer wieder dem Mord zum Opfer.
Ich vermute, dass sämtliche Formen der Diskriminierung von Menschen und Gruppen in unserer Gesellschaft auf eine solche Dimension von Prozessen zurückgehen und Aspekte der kapitalistisch sich organisierenden Gesellschaft sind, und dass es deshalb keine sinnvolle Alternative zur Intersektionalität gibt.
Die Verhältnisse sind immer ökonomisch und politisch zugleich: ausgebeutet werden die Reproduktionszusammenhänge des Lebens für die Produktion von Dingen (Identität). Die Alternative ist die Aufhebung der Vergegenständlichung der Lebensprozesse in wechselseitigen Dialogen, nach dem Modell der biotischen Symbiose und des basalen Kommunismus (Alterität).
Dr. Daniel Stosiek geboren 1970, wuchs in Görlitz, in der ehemaligen DDR, auf, studierte in Münster und Bremen Theologie und Entwicklungspolitik und war seit 2000 mehrfach in Lateinamerika tätig. Dort forschte er über Fragen indigener Völker und arbeitete im Bereich der Menschenrechte.
Literatur
Althusser, Louis [1970] 2010: Ideologie und ideologische Staatsapparate, 1. Halbbd., Hamburg.
Bakhtin, Mikhail [1979] 2010: Estética da criação verbal, São Paulo.
Bourdieu, Pierre 1992: Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg.
Czech, Herwig 2024: Hans Asperger und der Nationalsozialismus. Geschichte einer Verstrickung, Gießen.
Dingeldey, Philip 2023: Identitätspolitik und Intersektionalität. Zur Rolle der sozialen Ungleichheit und Gerechtigkeit, in: vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftskritik Nr. 244 = Jg. 62, H. 4, S. 47-62.
Dussel, Enrique 2014: 20 Thesen zu Politik, Münster.
Fraser, Nancy/Honneth, Axel 2003: Anerkennung oder Umverteilung? Eine politisch-philosophische Kontroverse, Frankfurt am Main.
Federici, Silvia [2004] 2021: Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation, Wien/Berlin.
Graeber, David 2011: Debt. The first 5,000 Years, New York.
Jantzen, Wolfgang 2013: Marxismus als Denkmethode und Sicht auf die Welt – eine ständige Herausforderung auch im 21. Jahrhundert? In: Lanwer, Willehad/Jantzen, Wolfgang (Hrsg.): Jahrbuch der Luria-Gesellschaft 2012, Berlin, S. 10-28.
Jörke, Dirk/Schwuchow, Torben 2023: Wie im Barbieland? Rechte und linke Identitätspolitiken in der EU, in: vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftskritik Nr. 244 = Jg. 62, H. 4, S. 29-45.
Lugones, María 2014: Colonialidad y Género. Hacia un feminismo descolonial, in: Mignolo, Walter et al. (Hrsg.): Género y descolonialidad, Buenos Aires, S. 13-42.
Mendoza, Breny 2018: Die Epistemologie des Südens, die Kolonialität des Geschlechts und der lateinamerikanische Feminismus, in: Hoffmann, Thomas/Jantzen, Wolfgang/Stinkes, Ursula (Hrsg.): Empowerment und Exklusion. Zur Kritik der Mechanismen gesellschaftlicher Ausgrenzung, Gießen, S. 169-188.
Prigogine, Ilya 1998: Die Gesetze des Chaos, Frankfurt am Main.
Quijano, Aníbal 2016: Kolonialität der Macht. Eurozentrismus und Lateinamerika, Wien/Berlin.
Smolin, Lee 2014: Im Universum der Zeit. Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis des Kosmos, München.
Sousa Santos, Boaventure de 2013: Se Deus Fosse um Ativista dos Direitos Humanos, São Paulo.
Stosiek, Daniel 2022: Die Aufhebung des Kapitals. Politische Ökonomie des Mensch-Natur-Zusammenhanges im Neo-Kolonialismus, Münster.
Anmerkungen
i Der Autor bezieht sich unter anderem auf die Erfahrung der Weltsozialforen.
ii Enrique Dussel (2014: § 14.13) schreibt: „Die Ausgeschlossenen sollen nicht ins alte System eingeschlossen werden (was bedeuten würde, den Anderen in das Selbe hereinzubringen), sondern als Gleiche in einem neuen institutionellen Moment (der neuen politischen Ordnung) partizipieren. Es wird nicht für die Inklusion (Einbeziehung/Einschließung), sondern für die Transformation […] gekämpft – gegen Iris Young, J. Habermas und so viele andere, die von ‚Inklusion‘ sprechen.“
iii Lee Smolin (2014: 294f.) thematisiert – von Energieflüssen angetriebene und von Rückkopplungsprozessen stabilisierte und geformte – Systeme der Selbstorganisation sowohl im Bereich der Galaxien als auch in der Biosphäre. Er beschreibt die Sterne im „dynamischen Fließgleichgewicht” zwischen den einander entgegengesetzten Kräften der Kernreaktionen, die zur Explosion drängen, und der Gravitation, die zur Implosion neigt.
iv Als Grundlage jeder Ökonomie sieht David Graeber (2011: 95ff.) einen basalen Kommunismus, nämlich ein Zusammenleben der Menschen, bei dem jede Person nach ihren Fähigkeiten handelt und jede nach ihren Bedürfnissen empfängt oder Aufmerksamkeit erhält.
v„(Jedwedes) Kapital ist akkumulierte Arbeit (als Gegenstand oder in verinnerlichter, inkorporierter Form). Einzelne Akteure oder Gruppen eignen sich Kapital an, nämlich soziale Energie (in Form von verdinglichter oder lebendiger Arbeit“ (Bourdieu 1992: 49).
viNach dieser Logik haben die Nazis selektiert, wer von den behinderten Kindern leben darf, und wer ermordet wird. Daran war auch Asperger beteiligt (vgl. Czech 2024).