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Nachruf auf Elisabeth Kilali

Mitteilungen24605/2022Seite 30-31

Geboren am 5. September 1942 ist mit Elisabeth Kilali am 14.12. 2021 eine der klugen und engagierten Frauen gestorben, die die HU über viele Jahre geprägt haben. Nach Abschluss ihres Studiums 1964 arbeitete Kilali als Grund- und Hauptschullehrerin. Nach einem Zusatz-studium der Sonderpädagogik war sie seit 1992 Fachlehrerin für Sonderpädagogik und Ästhetische Erziehung. Als langjähriges SPD Mitglied vertrat sie von 1989 – 2009 ihre Partei im Stadtrat der Stadt Mainz als stellvertretende Fraktionsvorsitzende und schul- und kulturpolitische Sprecherin. In ihrem kommunalpolitischen Engagement machte sie sich stark für Bildungspolitik für die Bildungschancen Benachteiligter und für eine kulturell lebendige Stadt in einer pluralen Gesellschaft – ein Engagement, dass sie in den letzten Jahren als Vorsitzende der Volksbühne in Mainz (einer Besuchergemeinschaft von ungefähr 3000 Mitgliedern) fortsetzte.

Elisabeth Kilali gehörte von 1979 bis 1993 dem Bundesvorstand der HU an, zeitweise als stellvertretenden Bundesvorsitzenden. In der HU engagierte sie sich seit den 1980er Jahren u.a. für eine umfassende Psychiatriereform, um die Selbstbestimmungsrechte der Patientinnen und Patienten zu stärken Während dieser Zeit organisierte sie u.a. die Fachtagung „Wege zu einer neuen Psychiatrie“, deren Ergebnisse in einer gleichnamigen Publikation dokumentiert sind. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand war Elisabeth Kilali Mitglied des Beirates.
Elisabeth Kilali arbeitete eng mit Klaus Waterstradt zusammen, bei dessen Auszeichnung mit dem Fritz-Bauer-Preis sie im November 2008 die Laudatio hielt. In ihrer Laudatio nannte Elisabeth Kilali ihn ein „zoon politikon, ein animal soziale im besten Sinne des Wortes“ und sprach von seinem „Menschenbild, das von größtmöglicher Selbstbestimmung ausgeht, be-grenzt nur durch die berechtigten Ansprüche des anderen.“ Eine Aussage, die auf sie selbst nicht minder zutraf. Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an sie es ein Jahr später wurde ihr „im besten Sinne traditioneller Humanismus“ gelobt und dass sie „ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement geleistet hat und dieses ebenso bescheiden wie hartnä-ckig und in der Regel erfolgreich.“ Nach einem hartnäckigen und engagierten Leben ist Kilali im Dezember 2021 gestorben. Mit ihr hat die HU einen Teil ihrer Geschichte und ein wichtiges Beiratsmitglied verloren.

Vor dreizehn Jahren hat Elisabeth Kilali in ihrer Laudatio auf Waterstradt ihr gemeinsames politisches Engagement bilanziert. Um uns an sie und an unsere Aufgaben zu erinnern möchte ich im Auszug hier zitieren:

„[…] was haben wir erreicht mit unserem politischen Engagement? Wenn überhaupt, so sind es Teilerfolge, die manchmal auch wieder gefährdet zu sein scheinen.

  • Die Ächtung des Krieges als Mittel der Auseinandersetzung zwischen Staaten und innerhalb von Volksgruppen und Religionsgemeinschaften hinterlassen wir unseren Nachkommen als eine der größten Menschheitsaufgaben.
  • Die Verteidigung von Menschenrechten und der Schutz von Minderheiten sind zwar Verfassungsgebot, müssen aber im Alltag immer wieder erneut angemahnt und durchgesetzt werden.
  • Die Gefährdung des Klimas auf der Erde ruft inzwischen allgemeine Besorgnis hervor; hoffen wir, dass endlich Taten daraus erwachsen.
  • Der entfesselte Kapitalismus droht zurzeit zu einem weltweiten ökonomischen Zusammenbruch zu führen; hoffen wir, dass das Gleichgewicht zwischen Freiheit des Marktes und notwendiger Kontrolle nun tatsächlich hergestellt wird.
  • In unserem Lande hat sich die Stellung der Frauen in den vergangenen Jahrzehnten enorm verbessert, auch wenn wir noch nicht am Ende des Weges angelangt sind. So ist § 218 Strafgesetzbuch zwar gelockert, aber nicht aufgehoben worden.
  • Homosexuelle werden, wenn überhaupt, nur noch auf sehr subtile Weise diskriminiert.
  • Die Unterbringung psychisch kranker Menschen erfolgt heute überwiegend nach rechtstaatlichen und unter humanitären Gesichtspunkten.
  • Patientenverfügungen gewinnen an Akzeptanz; aber schon wird von Teilen der Politik versucht, gesetzliche Einschränkungen durchzusetzen.
  • In Punkto „Innerer Sicherheit“ macht sich Hysterie breit, Bedrohung durch Terrorismus scheint (fast) alles zu rechtfertigen.
  • In Sachen Bildung und Erziehung ist ein zäher Umdenkungsprozess in Gang gekommen[…].“

Elisabeth Kilali hat uns viel zu tun hinterlassen. Aber wie sie selber sagte: „Alles ist im Fluss, und Politik bleibt spannend.“ 

 

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