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Baden-Würt­tem­berg - Tacheles

Mitteilungen24408/2021Seite 16-17

In: Mitteilungen 244 (01/2021), S. 16 – 17

Am 1. Dezember 2020 gab es eine Premiere bei unserer Tacheles-Veranstaltungsreihe: Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir das erste Mal einen Online-Vortrag durchgeführt. Vor circa 80 Zuhörern diskutierte Prof. Dr. Roland Hefendehl, Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Freiburg und Tacheles-Mitveranstalter, die Frage „Gefängnisse in Not – Was für eine Chance?!“. Denn in allen Teilen der Welt führte die Corona-Pandemie zu einer Leerung der Gefängnisse, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Hefendehl zeigte in seinem Vortrag die Auslöser und Gründe für diese Entwicklung auf und warf einen Blick in die Zukunft. Kann die Corona-Pandemie Ausgangspunkt für eine Reform oder gar eine Abschaffung des Gefängnissystems sein?

Fast vier Jahre nach seinem ersten Tacheles-Vortrag hielt der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg, Dr. Stefan Brink, am 21. Januar 2021 einen Vortrag mit dem Titel „Schwierige Zeiten für Bürgerrechte – Was macht die Pandemie mit dem Datenschutz?“. In diesem Vortrag kritisierte er die Auflösungserscheinungen des Rechtsstaates, die im Umgang mit der Pandemie deutlich würden, und beschrieb die größten Problemfelder für den Datenschutz im Jahr 2020 – zum Beispiel die rechtswidrige Weitergabe von Gesundheitsdaten an die Polizei durch Gesundheitsämter und die mangelhafte Umsetzung von digitaler Lehre und digitalen Prüfungen an Schulen und Hochschulen. Brink diagnostizierte einen Glauben an den „Problemlöser Digitalisierung“, bei dem der Datenschutz sowie Bürger- und Minderheitenrechte ins Hintertreffen gerieten.

Schließlich referierte der Mathematiker und Medizinstatistiker Prof. Dr. Gerd Antes am 18. Februar zum Thema „Corona alias Covid-19: Wissen und Nichtwissen über Verbreitung, Gegenmaßnahmen und Öffnungen“. In seinem Vortrag erklärte er zunächst die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin und deren Entwicklung in den vergangenen Jahren. In starkem Kontrast dazu sieht er den Umgang mit der Corona-Pandemie: Zwar gebe es eine hohe Anzahl an Forschungsprojekten zu diesem Thema, aber viele davon seien qualitativ problematisch. Außerdem fehle es an einer systematischen Auswertung der getroffenen Maßnahmen, die häufig nicht wissenschaftlich begründet werden könnten. Antes gab einen Überblick über das Wissen und Nichtwissen zu verschiedenen Aspekten der Pandemie und stellte im Ergebnis einen großen Rückschlag für die evidenzbasierte Medizin fest.

Robin Krahl, Freiburg

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