Publikationen / vorgänge / vorgänge Nr. 247/248: Zukunft der Bildung

Kompetenzen ohne Bildung sind blind – Bildung ohne Kompetenzen ist leer

Es besteht ein diskursiver Streit, welches Konzept in der Erziehung bevorzugenswert sei: Bildung oder Kompetenz. Karl-Heinz Dammer zeigt in seinem Beitrag, dass beide Positionen ein Recht für sich wie auch für die Kritik an der Gegenseite in Anspruch nehmen können, dabei aber die eigenen blinden Flecke übersehen. Es sei daher unfruchtbar, die Debatte in der dichotomischen Weise fortzusetzen, denn beide Konzepte seien in ihrer Genese ambivalent. Daher denkt Dammer darüber nach, inwiefern sich beide Konzepte für ein handlungsfähiges Subjekt, das erzogen wird, vereinen lassen.

Einleitung

Seit Mitte der 1980er Jahre erlebt der Kompetenzbegriff eine erstaunliche Konjunktur,i was mit dem häufigen Gebrauch des Begriffs in der Berufspädagogik, vor allem aber mit der Einführung der PISA-Studien 2001 zusammenhängen dürfte, für die Kompetenz nicht nur ein Leitbegriff, sondern ein wissenschaftliches Konzept ist, auf dessen Basis die Leistungsfähigkeit von Schulsystemen ermittelt werden soll. In der Folge entstand im öffentlichen Diskurs nicht nur ein regelrechter „Kompetenz-Hype“ mit zum Teil absurden Komposita wie Zweigeltkompetenz oder Jeanskompetenz (Grabowski 2014), sondern unter Berufung auf dieses Konzept wurde auch die Steuerung von Schulen grundlegend verändert: Man interessiert sich jetzt weniger für den „Input“, das heißt die administrativ verordneten Lehrpläne, sondern für den „Output“, also das, was Schüler*innen faktisch gelernt haben und was nun unter Rückgriff auf wissenschaftliche Empirie als Kompetenz gemessen werden soll.

 

Prof. Dr. Karl-Heinz-Dammer ist seit 2008 Professor für Erziehungswissenschaft und Prorektor für Studium, Lehre und Internationalisierung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie und den Theorien von Bildung und Erziehung, der pädagogischen Anthropologie, der Geschichte der Schule, dem pädagogischen Denken und Handeln im sozialen Kontext, kritische Erziehungswissenschaft und Bildungsreformen.

 

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