Publikationen / vorgänge / vorgänge Nr. 203: Religiöse Sonderrechte auf dem Prüfstand

Zur Erinnerung an Johannes Neumann, einen sanften Revolu­ti­onär

aus: vorgänge Nr. 203 (3-2013), S.149-151

Als „sanften Revolutionär“ hat der Schriftsteller und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, den am 5. Mai 2013 verstorbenen Johannes Neumann bezeichnet und so zutreffend seinen Beitrag zur Erinnerung an Johannes Neumann überschrieben.(12) Der ehemalige Dekan der Theologischen Fakultät Tübingen und spätere Religionskritiker Johannes Neumann verstarb nach langer schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie. Johannes Neumann war an den gesellschaftlichen Scharnieren von Bürger- und Grundrechten und kirchlichem und staatlichem Machtanspruch anzutreffen: Als Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft und nicht zuletzt auch der Humanistischen Union.

Neumann war zudem ein völlig uneitler Mann. Den ersten Disput mit Johannes Neumann hatten wir über Rotwein. Ich rechne es mir zur Ehre an, den Weingeschmack eines Nordbürgers, der er mit seiner Herkunft aus Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg war, auf das Niveau besser-bürgerlicher südbadischer Lebensart angehoben zu haben. Das erleichterte die Zusammenarbeit im neugegründeten Landesverband Baden-Württemberg der Humanistischen Union, wo er eine zuverlässige Stütze war. Er war engagiert mit ganzer Person und Namen in der Flüchtlingsarbeit im Ortenaukreis, wenn es galt, das Leben der Flüchtlinge hierzulande erträglicher zu machen. Johannes Neumann, der Eloquente, hat – wie sein ebenfalls in diesem Jahr verstorbener Mit-Professor in Tübingen und HU-Mitglied Walter Jens – zuletzt die Sprache verloren, deren großer Meister meist mit behendem Florett er gewesen war. Offenbar müssen wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass wir mit dem zuerst vergehen, was uns am meisten gebräuchlich, lieb und wichtig ist.

Zum Gedenken an Johannes Neumann sei auf den bereits erwähnten Beitrag von Michael Schmidt-Salomon verwiesen. Die Breite seines Wirkens wird auch deutlich in dem folgenden Beitrag des langjährigen Vorstandsmitglieds der Humanistischen Union, Johann-Albrecht Haupt. Er zog bereits zu dessen 80. Geburtstag am 23.11.2009 ein Resümee des Schaffens des schon von der Krankheit gezeichneten Johannes Neumann.

DR. UDO KAUß ist Rechtsanwalt in Freiburg und im Landesvorstand der HU Baden-Württemberg aktiv.

(12) Michael Schmidt-Salomon, Ein sanfter Revolutionär. Nachruf auf Johannes Neumann. hpd-Online v. 8.5.2013, abrufbar unter http://hpd.de/node/15868.

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